Radfahrer sind bekanntlich Frühaufsteher …

– ein Rückblick auf die 12. Euro-Städtefahrt von Leo Bröker –

Radfahrer sind bekanntlich Frühaufsteher, so auch am 12.Juni. Es ist Samstagmorgen 6:00 Uhr. In der Stadt ist es noch ruhig. Nur einzelne Markthändler sind unterwegs zum Domplatz. Im Schatten der Domtürme, in der Paul-Gerhardt-Schule herrscht schon emsiges Treiben. Hier treffen sich 180 Radsportlerinnen und Radsportler, um ihr Reisegepäck abzugeben, Rückennummern in Empfang zu nehmen und sich in die Starterlisten für die 12.Euro-Städtefahrt einzutragen. Um 6:45 Uhr erfolgt die Startaufstellung vor dem Schloss. Nach der Begrüßung mit den wichtigsten Teilnehmer-Informationen erfolgt dann pünktlich um 7:00 Uhr der Start in Richtung Venlo über 213 km. Bei blauem Himmel und Sonne pur setzt der Tross der Euro-Radler sich in Richtung Roxel in Bewegung, gefolgt von Krankenwagen, Service- und Reparaturfahrzeug mit Minibus, sowie dem Besenwagen.

In Höhe des Allwetterzoos beginnen dann die Formationen der 9 Gruppen mit einer Mannschaftsstärke von 20 Teilnehmern. Ab hier wird dann in Abständen von 150 m gefahren. Die Straßen sind noch menschenleer zu dieser Stunde, die Stimmung ist schon gut und so geht es dann in flotter Fahrt über Senden, Olfen in Richtung Flaesheim, wo nach 58 km der erste Pausenstopp angesagt ist. Flinke Helfer der Radsportfreunde haben auf dem Sportgelände von Concordia Flaesheim die Tische schon eingerichtet mit Müslibrötchen, Milchmixgetränken, Bananen und Mineralgetränken. Nach Vorstellung der 20 Helfer, die das Fahrerfeld an beiden Tagen versorgen und dem Dankeschön an den dortigen Platzwart geht es dann weiter in Richtung Westen. Auf schönen Schleichwegen durch die Hohe Mark geht die Fahrt dann über Lembeck, Rhade, Erle und Voshövel nach Brünen, wo im Gasthof Majert nach 110 km ein warmes Mittagessen auf die Radler wartet.

Während der Mittagspause hatte sich das Wetter geändert. Trotz der Wettervorhersage hatte es angefangen zu nieseln. Die Straße war schon feucht, aber der große Regen blieb Gott sei Dank aus. Nach wenigen Kilometern hellte der Himmel auf, die Straßen waren wieder trocken und die gute Laune kehrte zurück. Über Hamminkeln, Bislich, Haffen und Rees ging es bei Kilometer 145 über die Rheinbrücke an den Niederrhein.

Hier schien es, als würden wir in ein Unwetter fahren, denn der Himmel war Nachtschwarz. Doch der Wettergott hatte wohl ein Einsehen mit uns, hat die dunklen Wolken von uns fern gehalten und uns die gute Laune nicht verdorben. Bei Kilometer 175 war auf dem Schulhof der Overberg-Grundschule in Winnekendonk die Nachmittagspause wieder vorbildlich von den Helfern eingerichtet. Hier erfuhren wir dann, dass der Empfang im Rathaus in Venlo geplatzt sei, da es zu der Zeit in der Innenstadt eine große Demonstration von Rechtsextremisten gab.

Das wir am Niederrhein waren, davon zeugten in dieser Region um Geldern die vielen riesigen Gewächshausanlagen. Dieses Bild änderte sich auch nicht, als wir nach 198 Kilometern die holländische Grenze bei Schandeloo passierten. Kurz nach 17:00 Uhr erreichten wir dann unser Hotel in Venlo. Fleißige Helfer hatten das Reisegepäck schon griffbereit bereitgestellt, die Rennräder wurden in einem sicheren Konferenzraum untergebracht und dann war noch Zeit bis zum Abendessen um 19.00 Uhr für den Biergarten.

Ein großes Lob spendeten die Teilnehmer der Hotelküche, die ein Radler gerechtes Buffet aufgebaut hatte. Die Gute Laune setzte sich fort, als Norbert Hackel im Namen der Münsterschen Zeitung das neue Trikot vorstellte und überreichte. Für viele Teilnehmer ging dann der Abend mit der Fernsehübertragung der Fußball-WM zu Ende.

Trotz der Weckrufpanne im Hotel waren doch alle Radler pünktlich um 7:00 Uhr wieder am Start zur 235 km langen Etappe nach Münster. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein begleiteten uns entlang der Maas nach Arcen, vorbei am Schloss und durch die Maasduinen in Richtung Grenze bei Twisteden. Ein schönes einheitliches Bild, alle 180 Teilnehmer fahren im gesponserten Radtrikot.

Der Wind steht gut, die Räder laufen wie geschmiert und somit erreichten wir schon nach 51 km um 9.00 Uhr den Schulhof der der Don-Bosco-Schule in Goch-Asperden, wo die Helfer schon wieder alles vorbereitet hatten für einen schnellen Ablauf. Bis zur Mittagspause in Millingen mit Rheinüberquerung nach 86 km bei Rees sind wieder 53 km zu fahren.

Da wir gut in der Zeit liegen, wird durch das Orga-Team der Gasthof in Millingen informiert, dass wir schon ½ Stunde früher als geplant da sein werden. Das hat in der Küche sicher etwas Hektik ausgelöst, aber trotzdem hervorragend funktioniert. Pünktlich nach Ankunft wurde das leckere Nudelgericht serviert.

Noch 133 Kilometer bis Münster, so steht es in der Marschtabelle. Es gibt es noch 2 Pausenstellen in Marbeck und Nottuln. Wir werden um 18.00 Uhr in Münster auf dem Prinzipalmarkt erwartet und jetzt heißt es, sich so einzurichten, dass der Fahrplan stimmt.

Über Haldern, Dingden und Raesfeld mit seinem schönen Wasserschloss erreichen wir nach 162 km die Engelrading-Schule in Heiden-Marbeck. Noch immer ist reichlich Verpflegung vorhanden und Mineralgetränke sind noch reichlich an Bord. Der Hausmeister will uns noch gerne seinen Museumshof in unmittelbarer Nähe der Schule zeigen, doch leider müssen wir aus Zeitgründen absagen. Schnell werden die Trinkflaschen nachgefüllt und noch das eine oder andere leckere Müslibrötchen oder eine Banane wandert in die Trikottasche.

Vorbei am Wildpark Frankenberg, durch Maria Veen und den Merfelder Bruch fahren wir über den Letter Berg bei Rorup über eine Teilstrecke des Münsterland-Giro nach Nottuln zum Sportgelände der DJK Nottuln, wo die allerletzte Pause vor dem Finale in Münster gemacht wird. Die Zeit läuft, denn in Nottuln ist Schützenfest. Bevor der große Festumzug im Ort beginnt, müssen wir durch sein, damit es keine Verkehrsstörungen gibt. Wir brechen die Pause etwas vorzeitig ab, schwingen uns auf die Räder und düsen durch Nottuln.

Jetzt liegen noch 30 km bis zum Prinzipalmarkt vor uns. Wir teilen uns das Tempo jetzt so ein, das wir pünktlich ankommen. Dabei genießen wir das Stevertal und die schönen Wirtschaftswege um Schapdetten und Bösensell . In Roxel stehen zwei Radsportfreunde, die einen der beiden Koffertransporter fahren und signalisieren auf einem Schild, dass bis ins Ziel noch 10 km zu fahren sind.

Wir kommen auf den Dingbänger Weg und sehen schon die Türme der Stadt. Am Aasee begrüßen uns die ersten Spaziergänger. Über Scharnhorststraße, Weseler Strasse und Moltkestrasse gelangen wir problemlos ohne Begleitung in den Ludgerikreisel.

Als wir von der Ludgeristrasse auf den Prinzipalmarkt einbiegen, empfängt uns tosender Beifall der vielen Zuschauer. Die Glocken vom Lamberti-Kirchturm läuten und ein Blick zur Kirchturmuhr zeigt 18.00 Uhr. Michael Zahlten hat die Zuschauer schon lange vor der Ankunft über die Etappenverläufe informiert und mit flotter Musik unterhalten.

Wir fahren mit dem kompletten Fahrerfeld eine Ehrenrunde vorbei am Rathaus über Salzstrasse, Heinrich-Brüning-Strasse und Klemensstrasse und werden dann von der Bürgermeisterin Vilhjalmsson nach 448 km empfangen und begrüßt.

Die Teilnehmer sind gerührt von diesem Empfang, haben Gänsehaut und Tränen in den Augen. Man umarmt sich und gratuliert untereinander zu dem schönen Erfolg. Inzwischen verteilen Helfer der Radsportfreunde Münster Freibier unter alle Teilnehmer.

Das Orga-Team mit Christa Lindfeld, Mecky Sprock, Dieter Wittenbrink und Leo Bröker steigen dann zur Bürgermeisterin auf’s Podest und gemeinsam prosten sie mit den Radlern auf eine in allen Belangen gut organisierte Tour an.